Jubiläum des Mauerbaus am 13. August 1961 − Studierende organisieren Fluchthilfe aus der DDR

Ein Archivsplitter aus dem Universitätsarchiv der FU Berlin von David Stefan und Franziska Schülke

Zum Zeitpunkt des Mauerbaus am 13. August 1961 wohnen 3.500 FU-Studierende im Ostteil Berlins. Mehrere Gruppen FU-Studierender organisieren daraufhin eigenverantwortlich die Flucht ostdeutscher Kommiliton*innen nach West-Berlin. Hierfür graben sie u. a. Tunnel, fälschen Pässe und Passierscheine. Die Fluchthelfer werden u. a. vom Ausschuss für Gesamtdeutsche Studentenfragen des Verbandes Deutscher Studentenschaften (VDS) und Mitgliedern des Studentenwerks koordiniert. Eine der erfolgreichsten Gruppen ist „Unternehmen Reisebüro“ um die FU-Studenten Detlef Girrmann und Dieter Thieme. Insgesamt verhelfen FU-Studierende bis Januar 1962 mehr als 800 DDR-Bürger*innen zur Flucht. Diese Tätigkeit ist für sie nicht ungefährlich: So sind nach Angaben des Rektorats im Mai 1963 mehr als 80 Studierende wegen Fluchthilfe in der DDR inhaftiert. Im Universitätsarchiv der FU Berlin sind einige Zeugnisse dieser Konsequenzen für Fluchthelfer*innen zu finden. So auch die drei hier präsentierten Dokumente:

In der Teilabschrift des Urteils gegen den Studenten Ulrich D. vom 9. Oktober 1963 wird der Medizinstudent vom Bezirksgericht Magdeburg „wegen fortgesetzter Verleitung zum illegalen Verlassen der DDR im Auftrage verbrecherischer Schleuserorganisationen in Tateinheit mit Nachrichtenübermittlung“ sowie „wegen Verstoßes gegen § 7 der Geldverkehrsordnung“ zu einer insgesamt drei Jahre und sieben Monate dauernden Haftstrafe verurteilt. D. wurde in den Ostertagen 1963 während eines Besuchs im Ostsektor verhaftet und saß bis zur Gerichtsverhandlung in Magdeburg im September 1963 in Ost-Berlin und Magdeburg in Untersuchungshaft.

Der Brief des Rektorats an den Regierenden Bürgermeister über den Fluchthilfeversuch des Studenten Wilhelm F. vom 10. Juni 1966 beschreibt den Versuch von Wilhelm F., seiner Freundin zur Flucht aus der DDR zu verhelfen. Die beiden werden im Frühjahr 1966 von der Staatssicherheit festgenommen und in Erfurt inhaftiert. Aus der weiteren Korrespondenz geht hervor, dass Wilhelm F. am 4. Januar 1967 aus der Haft entlassen wird.

Im Brief vom Vater des Studenten Eyke-Jürgen B. an das Rektorat der FU vom 20. Juli 1966 vermutet der Vater, dass sein Sohn, Student der Politologie, von einem Besuch aus Ost-Berlin am 17. Juli des Jahres nicht zurückgekehrt ist. Der Sohn hat dadurch anstehende Prüfungen versäumt, weshalb der Vater bittet, den zuständigen Prüfungsausschuss über den Fall zu unterrichten.